Waffenbesitz in der Schweiz: ZHAW publiziert Studie


Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat den typischen Schweizer Waffenbesitzer ermittelt. Das Ergebnis überrascht nicht, ist aber dennoch wichtig.

Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), genauer die Institute für Marketing Managements sowie für Delinquenz und Kriminalprävention, haben die Studie «Waffenbesitzer in der Schweiz : Ergebnisse einer Befragung 2023» veröffentlicht. Bereits in der Entstehungsphase hatte ich auf verschiedenen Kanälen auf die dahinterstehende Umfrage hingewiesen.

Ziel dieser Studie war es, herauszufinden, welches soziodemografische Profil Schusswaffenbesitzer in der Schweiz aufweisen, welche Gründe hinter dem Schusswaffenbesitz stehen und welche generellen Werte und Einstellungen Schusswaffenbesitzer vertreten. Die Ergebnisse dieser Studie basieren auf einem bereinigten Datenset von 3’135 befragten Personen und werden wie folgt zusammengefasst:

  • Der proto-typische Waffenbesitzer in der Schweiz ist männlich, zwischen 31 und 65 Jahre alt, ist verheiratet bzw. ledig, hat keine bzw. wenige Kinder, besitzt einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss, einen Berufs- oder Höheren Fachschulabschluss und ist Mitglied eines Schützenvereins. In der Regel besitzt er nicht mehr als zehn Schusswaffen, meistens Pistolen Grosskaliber oder halbautomatische Gewehre. Ein Grossteil dieser stammt aus Armeebeständen, die man entweder selbst behalten oder zugekauft hat. Der Hauptgrund für den Waffenerwerb ist ein kulturell-technisches Interesse (Faszination) für Schusswaffen, an zweiter Stelle folgt die Teilnahme in Schiessvereinen.

  • Der grösste Teil der befragten Schusswaffenbesitzer in der Schweiz nutzt die Waffe für sportliche Zwecke. Somit stellen Mitglieder von Schiess- und Schützenvereinen den Grossteil der Schusswaffenbesitzer in der Schweiz dar. Etwas über die Hälfte aller Befragten gaben zudem an, die Schusswaffen als Freizeitvergnügen oder aus Sammelinteresse zu besitzen.

  • Das Sicherheitsempfinden unter den befragten Schusswaffenbesitzern ist mit einem positiven Sicherheitsgefühl von 92 % sehr hoch. Zudem zeigen die Umfrageteilnehmenden ein grundsätzliches Vertrauen in jene Staatsorgane – Armee und Polizei – die das Gewaltmonopol des Staates verkörpern. Nur bei einer kleinen Minderheit der Befragten (bei 104 von über 3’000 Personen) spielte nach eigenen Angaben ein negatives Sicherheitsempfinden eine Rolle bei der Entscheidung, die Schusswaffe zu erwerben.

  • Die aktuellen Regelungen für einen Waffenerwerb werden von den befragten Schusswaffenbesitzern eher als strikt empfunden, der Prozess zum Waffenerwerb wird aber als eher einfach angesehen. Mehr als die Hälfte der befragten Waffenbesitzer lehnt eine Fähigkeitsprüfung zusätzlich zum bereits bestehenden administrativen Prozess ab. Die Schusswaffen werden in der Regel nicht als Mittel für den Eigenschutz, den Selbstschutz bzw. die Home Defense gesehen. Dies hat eine geringere Relevanz verglichen mit sportlichen Gründen. Zudem werden Waffen als Teil der Schweizer Tradition und als Zeichen der Eigenverantwortung gesehen.
Suvada/Merdzanovic/Baier, Waffenbesitzer in der Schweiz : Ergebnisse einer Befragung 2023, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, 2023, S. 22

Würdigung

Bisweilen wurden (und werden) Diskussionen zum Waffenbesitz in der Schweiz regelmässig ohne Datengrundlage geführt. Wo Daten fehlen, wird gerne mit Emotionen kompensiert. Dieses Problem kann die Entwicklung des Waffenrechts tangieren. Durch Verkleinerung der Datenlücke trägt die vorliegende Studie dazu bei, diesen Missstand zu mindern. Schon deswegen halte ich derartige Analysen für begrüssenswert.

Die Ergebnisse dieser Studie dürften niemanden überraschen, der regelmässig im Bereich des Waffenrechts, des Schiess- oder des Sammlerwesens tätig ist. Dennoch sind sie wichtig: Empirische Erhebungen ermöglichen eine belastbarere Interpretation von Ereignissen und eine sachgerechtere Gesetzgebung. Inwiefern sich die gewonnenen Erkenntnisse – insbesondere das hohe Vertrauen der Waffenbesitzer ins Gewaltmonopol des Staates sowie das nachrangige Selbstschutzinteresse beim Waffenerwerb – auf künftige Debatten auswirken werden, wird sich weisen.